Apple Watch Ultra im Test: Es gibt ein paar Killer-Features (2024)

Soll der Tauchmodus automatisch starten, sobald die Apple Watch Ultra unter Wasser gehalten wird?, werden wir bei der Einrichtung der neusten Apple Watch gefragt. Schon sehen wir uns vor dem geistigen Auge aus Helikoptern ins Meer springen, uns anschließend wie bei 7 vs. Wild einen Weg durch den Dschungel schlagen.

Apple bewirbt die Apple Watch Ultra als ultimative Extremsport-Uhr, als Tool für Abenteurer. Mit langer Akkulaufzeit und stabilem Titan-Gehäuse. Mit extrahellem Display. Mit einer zusätzlichen Taste. Das Motto lautet: "Extrem gedacht. Extrem gemacht.". Doch uns und euch ist längst klar - nicht nur Triathleten, Bergsteiger:innen oder Menschen, die tagelang durch die Wüste laufen, haben die schicke Smartwatch auf dem Zettel.

Immerhin wirft die Apple Watch Ultra ganz handfeste, im Alltag praktische Attribute in den Ring, wie eben die im Vergleich zur Apple Watch Series 8 (Testbericht) deutlich längere Akkulaufzeit. Und diese wünschen sich die meisten Besitzer einer Apple Watch seit der ersten Generation. Wir legen uns schnell fest: Die Apple Watch Ultra ist nicht nur eine gute Sportuhr, sie schlägt sich auch im Alltag, am Handgelenk im Büro, beim Meeting oder in der Uni gut.

Design: Ist das Gehäuse nicht etwas zu groß für mein Handgelenk?

Wer die Apple Watch Ultra auf Bildern sieht oder erste Reviews zur Computeruhr gelesen hat, stellt sich vielleicht die Frage, ob die Smartwatch nicht zu mächtig fürs eigene Handgelenk ist. Immerhin ist sie aktuell die mit Abstand größte Apple Watch im Portfolio des Herstellers aus Cupertino. Zum Vergleich: Die Apple Watch SE gibt es mit 40 oder 44 Millimeter großem Gehäuse. Bei der Apple Watch Series 8 habt ihr die Wahl zwischen einem 41 oder 45 Millimeter großem Gehäuse.

Dem setzt die Apple Watch Ultra mit einem stets 49 Millimeter großem Gehäuse die Krone auf. Auswahlmöglichkeiten gibt es keine - die Computeruhr kommt stets in silberfarbenem Titangehäuse und mit Saphirglas zu euch. Titan und Saphir - das klingt nicht nur robust, das ist es auch.

Das Gehäuse der Apple Watch Ultra musste innerhalb unserer mehrwöchigen Testphase einiges über sich ergehen lassen. "Extremsport" zuhause: Oft blieben wir mit dem Handgelenk irgendwo hängen, legten die Uhr weder beim Schrauben am Wohnmobil noch bei der Gartenarbeit ab. Tauchten unter, tauchten auf. Nutzen die Uhr sogar als Untersatz für Heißgetränke!

Lange hübsch, da enorm kratzfest

Weder Gehäuse noch Display zeigten sich davon auch nur ansatzweise beeindruckt. Auch der Kratztest mit dem Schlüsselbund und weiteren spitzen Gegenständen zeigte keine Wirkung. Kein Vergleich zu den günstigeren Apple Watch-Modellen mit Aluminiumgehäuse und Apples eigenem IonX-Glas. Die Apple Watch Ultra stattet Apple zudem mit einem leicht erhöhten Displayrand aus, der zusätzlichen Schutz bietet.

Am dünnen Handgelenk des Testers wirkt die Uhr nicht verloren, der Größenunterschied zur vorher getragenen Apple Watch Series 8 macht sich nur marginal bemerkbar. Auch das von einigen Nutzern beschriebene Problem, dass die digitale Krone bei abknickendem Handgelenk "ins Fleisch schneidet", können wir nicht bestätigen. Jedoch fällt auf, dass es beim Drehen der Krone nun öfters Hautkontakt gibt. Das kann unangenehm sein.

Mit einem Gewicht von 61,3 Gramm wiegt die Apple Watch Ultra deutlich mehr, als die Apple Watch Series 8 (31,9 bis 51,5 Gramm). Doch wirklich bemerkbar macht sich das Gewichtsplus am Handgelenk nicht. Die Apple Watch Ultra lässt sich genauso unbemerkt tragen, wie alle anderen Apple Watch-Modelle zuvor. Die Apple Watch Ultra ist bis zu einer Tiefe von einhundert Meter wassergeschützt, geeignet für bis zu 40 Meter tiefes Sporttauchen und nach EN13319 zertifiziert.

Erstes Killer-Feature: Taschenlampe

Okay, gut - bei einem 1.000 Euro teuren Outdoor-Gadget die Taschenlampenfunktion in den Himmel zu loben, mag merkwürdig klingen. Denn eigentlich ist jede Apple Watch eine Taschenlampe. Ihr könnt die Funktion ganz einfach mit einem Wisch von unten nach oben über das Display und mit einem Klick auf das entsprechende Symbol im Kontroll-Zentrum von watchOS aktivieren.

Doch die Apple Watch Ultra hat bekanntlich eine Extra-Taste, eine anpassbare, mit verschiedenen Funktionen belegbare Aktionstaste, noch dazu in Signal-Orange. Apple bewirbt sie etwa im Zusammenspiel mit der Outdoor-Navigation, mit dem schnellen Setzen von Wegpunkten. Auch ist es zum Beispiel möglich, mit nur einem Druck auf diese Taste ein Training zu starten. Doch wir haben vor allem das schnelle Aktivieren der Taschenlampe mit nur einem Tastendruck schnell zu schätzen gelernt.

So sehr, dass wir uns wünschen, dass Apple bald auch die neben der digitalen Krone platzierte Zusatztaste der übrigen Apple Watch-Modelle zur freien Belegung freigeben wird. Ein Firmware- beziehungsweise watchOS-Update würde dies spielend leicht möglich machen. Bis es soweit ist, bleibt diese Funktion der Apple Watch Ultra vorbehalten.

Sehr helles und großes Display, exklusives Watch Face

Nicht nur die Extra-Taste hat die Apple Watch Ultra exklusiv, sie trägt auch stolz das mit Abstand hellste Display zur Schau. Es strahlt bei Bedarf mit bis zu 2.000 Nits (Apple Watch 8: 1.000 Nits) gegen grelles Sonnenlicht an und lässt sich daher unter allen getesteten Bedingungen stets einwandfrei ablesen.

Um die teuerste Smartwatch vom restlichen Portfolio abzugrenzen, setzt Apple auf weitere Exklusiv-Features. Nur für die Apple Watch gibt es das digitale Zifferblatt mit Namen "Wegweiser".

Albern, aber typisch für Apple: Nur bei diesem exklusiven Zifferblatt ist es möglich, durch einen Dreh an der digitalen Krone einen Nachtsichtmodus zu aktivieren. Dabei färbt sich die gesamte Anzeige rot, was bei Dunkelheit sehr angenehm ist.

Den Größenzuwachs beim Display bemerken wir im Alltag vor allem beim Navigieren über die Karten-App. Wirklich viel mehr gibt es aber im Vergleich zur großen Variante der Apple Watch Series 8 nicht zu sehen. Der Größenunterschied fällt kleiner aus, als gedacht: Auf dem Papier stehen 1.143 Quadratmillimeter Anzeigefläche der Apple Watch Series 8 (45 mm) 1.185 Quadratmillimeter bei der Apple Watch Ultra gegenüber. Allein des etwas größeren Displays wegen auf die Apple Watch Ultra zu schielen, ergibt also wenig Sinn.

Zweites Killer-Feature: Lautsprecher und Mikrofon

Die Apple Watch Ultra ist gemacht fürs Outdoor-Abenteuer. Da gehören kräftige Lautsprecher und effektive Mikrofone dazu. Vor allem, wenn man bei langen Wanderungen, Mountainbike-Touren oder sonstigen Aktivitäten im Freien das Smartphone zuhause lassen möchte (die Apple Watch Ultra kommt stets mit eingebautem Mobilfunkmodul).

In diesem Punkt liefert das Testgerät ab. Die Apple Watch Ultra hat kräftige Lautsprecher und drei Mikrofone! Laut Apple erkennt die Smartwatch, wenn ihr in windiger Umgebung telefoniert und wählt automatisch jenes Mikrofon, das die geringsten Windgeräusche einfängt. Das funktioniert prima im Praxiseinsatz.

Vorgestellt: Apple Watch Ultra

Auf dem windigen Wilseder Berg stehend - mit stolzen 169 Metern der höchste "Berg" der norddeutschen Tiefebene - ist eine Kommunikation mit unserem weit entfernten Gegenüber problemlos möglich. Von Windgeräuschen bekommt er nichts mit.

Fazit unseres Testanrufes: "Ich habe nicht gemerkt, dass du per Smartwatch telefonierst". Besser geht es nicht. Leider ist es noch immer kaum möglich zu telefonieren, wenn der Arm entspannt baumelt. Zum besseren Verständnis solltet ihr die Uhr daher vor euch halten.

Dual-Frequenz-GPS: Drittes Killer-Feature?

Das ließ uns bei der Präsentation der Apple Watch Ultra direkt aufhorchen: Die Ultra hat als einzige Apple Watch ein Dual-Frequenz-GPS verbaut. Dadurch soll die Positionsbestimmung in Hochhäuserschluchten oder in Mitten von dicht bewaldetem Gebiet schneller und zuverlässiger funktionieren.

In den Wäldern der Nordheide, in denen wir für diesen Test hauptsächlich unterwegs waren, konnten wir zunächst keinen eklatanten Unterschied bei der GPS-Genauigkeit zwischen Apple Watch Ultra und Apple Watch Series 8 erkennen.

Immerhin: Das aktuelle Testgerät ermittelte unseren Startpunkt bei aufgezeichneten Wegstrecken meist etwas genauer. Doch in Innenstädten wie Hamburg kommt es auch bei der Positionsbestimmung mit der Apple Watch Ultra zu kleineren Ungenauigkeiten. Dennoch: Mit Hilfe der praktischen Kompass-App, die seit watchOS 9 praktische neue Tricks wie die Wegpunktmarkierung gelernt hat, gelingt das Auffinden von Zielen in der Regel sehr zuverlässig. Das Dual-Frequenz-GPS nehmen wir gerne mit - als echtes "Killer-Feature" möchten wir es aber nicht betiteln.

Anti-Killer-Feature: die eingebaute Sirene

Verzeiht das Wortspiel, wir hoffen natürlich, dass ihr niemals einem echten "Killer" begegnen werdet. Aber die Apple Watch Ultra hat eine eingebaute Sirene, die euch vor kriminellen Übergriffen bewahren könnte. Der Nutzen in der Praxis ist zweifelhaft. Ja, nach längerem Druck auf eine der beiden Tasten ertönt eine sich langsam auf 86 Dezibel steigernde, schrille Sirene, die laut Apple noch in bis zu 180 Meter Entfernung hörbar sein soll.

Tatsächlich hören wir das Geräusch noch aus gut 100 Metern. Ob uns der Sirenenklang aber mitten im Wald dazu veranlassen würde, jemandem zur Hilfe zu eilen? Zweifelhaft. Dass der erst leise, dann lautere Ton Kriminelle in die Flucht schlägt? Noch zweifelhafter. In dunklen Gassen in der Stadt, zur später Stunde mag die Funktion aber auf den ein oder anderen Nutzer beruhigend wirken.

Eine komplett ausgestattete Smartwatch

Als Top-Modell der Reihe bietet die Apple Watch Ultra alle Funktionen, die ihr etwa von der Apple Watch Series 8 gewohnt seid - dazu zählen Temperaturerkennung und Ovulationsschätzungen. Auch Unfallerkennung, Sturzerkennung und internationale Notrufe sind mit von der Partie. Leider können die eingebauten Temperatursensoren zwar ermitteln, wie sehr sich eure Körpertemperatur in der Nacht verändert. Absolute Werte werden aber nicht dargestellt. Ihr könnt zwar mit der Apple Watch Ultra die Wassertemperatur ermitteln, wenn ihr sie untertaucht. Doch könnt ihr nicht die Umgebungstemperatur der Luft anzeigen. Schade.

Auch nach Jahren der Apple Watch-Nutzung finden wir faszinierend, wie viele Informationen ihr mit einem Blick aufs Display erhalten könnt, wenn ihr es mit den passenden Komplikationen ausstattet. Obwohl die Apple Watch Ultra ein größeres Display als all ihre Vorgänger hat, passen nicht mehr Informationen auf die Anzeige. Es reicht aber auch so mehr als aus. So kann ein einziges digitales Zifferblatt etwa die folgenden Informationen auf einen Blick liefern:

Aktuell ist es 17 Grad Celsius. Die Tageshöchsttemperatur wird bei 21 Grad liegen, in der Nacht kühlt es ab bis auf sieben Grad Celsius. Der Wind weht gerade mit 16 km/h aus südwestlicher Richtung. Draußen ist es bewölkt mit ein wenig Sonne. Du hast für den heutigen Tag keine anstehenden Termine, doch in 4,5 Minuten solltest du den Teebeutel aus der Kanne nehmen. Der Puls (68 BPM) wurde zuletzt vor vier Minuten gemessen. Bis jetzt hast du 193 Aktivitätskalorien verbrannt, hast dich 27 Minuten am Stück bewegt und seitdem du wach bist, bist du in vier von fünf Stunden mindestens einmal kurz aufgestanden. Ich werde dich in drei Stunden daran erinnern, dass du den Brief zum Briefkasten bringen wolltest. Es ist Donnerstag, der 27. September, auf die Millisekunde genau 12:24 Uhr."

Aus unserem Testbericht zur Apple Watch Series 4

Aber die Apple Watch Ultra kann abgesehen von den genannten Unterschieden zur Apple Watch Series 8 noch mehr. Sie dient euch bei Bedarf als waschechter Tauchcomputer. Wenn ihr die kostenpflichtige Drittanbieter-App Oceanic Plus installiert, könnt ihr mit der Smartwatch Freediving und Scuba Diving erleben.

Wenn ihr mit angelegter Uhr in die heimische Badewanne oder ins öffentliche Schwimmbad steigt, wechselt das Display auf Wunsch automatisch in eine Ansicht, die Wassertiefe und Wassertemperatur anzeigt. Nach einem Sprung aus dem Helikopter ins offene Meer habt ihr sicherlich andere Sorgen, doch im Alltag ist das ein nettes Feature. Braucht man's wirklich? Eher nicht.

Apple Watch Ultra: Welche Armbänder passen?

Zeitgleich mit der Apple Watch Ultra hat Apple neue Armbänder vorgestellt, die besonders gut im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten wie Klettern, Schwimmen oder Ausdauerläufen harmonieren sollen. Fürs Klettern ist das Armband "Alpine Loop" gedacht. "Trail Loop" hingegen ist sehr leicht und eignet sich für den Dauerlauf. Fürs Tauchen und Schwimmen hat Apple das "Ocean Band" im Programm.

Alle genannten neuen Armbänder lassen sich auch an den großen Varianten der Apple Watch Series 7 und Series 8 verwenden. Andersherum bedeutet dies: Ihr könnt eure vorhandenen Apple Watch-Armbänder in der Regel auch im Zusammenspiel mit der neuen Apple Watch Ultra nutzen. Unser für die Apple Watch Series 7 angeschaffte, geflochtene Solo Loop-Armand passt dem aktuellen Testgerät wunderbar.

Die Apple Watch Ultra hat die längste Akkulaufzeit

Apple verspricht eine Akkulaufzeit von in der Regel 36 Stunden für die Apple Watch Ultra, also weit mehr, als die sonst übliche Angabe "den ganzen Tag lang". Im Stromsparmodus (u.a. verringerte Sensor-Aktivität, eingeschränktes GPS, geringere Displayhelligkeit) könnt ihr sie bis zu 60 Stunden nutzen, ohne nachzuladen.

Smartwatches im Vergleich 2024: Smartwatch-Testsieger und Kaufberatung

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Die Angaben können wir im Rahmen unseres Tests bestätigen. Drei Tage lang konnten wir die Apple Watch Ultra inklusive Schlaftracking am Handgelenk tragen. Dann zeigte uns die Uhr eine Restkapazität von 4 Prozent an.

Wer von einer anderen Apple Watch auf die Ultra wechselt, wird sich umgewöhnen müssen. Beim testenden Redakteur verbrachte die Apple Watch 8 immer die Nacht am Ladegerät. Da dies mit der Apple Watch Ultra nicht mehr notwendig ist, vergisst man schnell das Laden. Man muss sich zwischendurch immer wieder mal dran erinnern, den Akkustand zu checken. Dabei helfen entsprechende Komplikationen.

Das denkt ein Extremsportler über die Apple Watch Ultra

In Vorbereitung auf diesen Testbericht haben wir uns mit mehreren Extremsportlern über die Apple Watch Ultra unterhalten. Wir wollten wissen, ob die Uhr von Triathlet:innen, Läufern und anderen Sportbegeisterten schon sehnlichst erwartet wurde, oder ob die Uhr in diesem Kontext nur eine von vielen Möglichkeiten ist.

Es stellte sich heraus, dass viele Sportbegeisterte, die zur Wettkampfsvorbereitung einen Fitness-Tracker oder eine Smartwatch nutzen, bereits fest auf ihre Hardware "eingeschossen" sind. Keiner der von uns befragten Personen nutze dafür bislang eine Apple Watch. Am meisten wurden uns Modelle von Garmin oder Polar genannt.

Der 55-jährige Triathlet Paul Günther (VO2max bei 300 Watt aktuell 44,2 Milliliter Sauerstoff pro Minute pro Kilogramm Körpergewicht) etwa nutzt für seine Trainings eine Polar V800. Die lange Akkulaufzeit der Polar-Sportuhr war seinerzeit tatsächlich das schlagende Argument für die Anschaffung. Abseits von Workouts ziert der Fitbit Charge 4 sein Handgelenk. Von der Apple Watch Ultra hat er natürlich Wind bekommen.

Grund für einen Wechsel sieht er noch nicht. "So lange die Apple Watch nicht mit anderen Herstellern kompatibel ist beziehungsweise die Features kaum oder gar nicht benutzbar sind, würde ich sie nicht kaufen.", sagt er uns. Anders als wir beurteilt er die eingebaute Sirene der Apple Watch Ultra. "Ich finde es für Extremsportler sehr wichtig", sagt er im Gespräch mit Netzwelt.